Wie oft soll man sein Depot anschauen?

Diese nebensächlich erscheinende Frage, kann wichtig für Ihren Investment-Erfolg sein. Denn je häufiger Anleger in ihr Depot gucken, desto weniger Risiken gehen sie dauerhaft ein und damit sinken erwartete Renditen. Zu diesem Ergebnis kommt ein wissenschaftlicher Versuch. Studienteilnehmer konnten dort ihre Anlage auf zwei Investment-Töpfe aufteilen, die sich wie ein chancenreicher Aktien- und konservativer Rentenfonds von den Schwankungen her verhielten. Für Teilnehmer des Experiments waren es jedoch nur zwei nicht genauer bezeichnete Anlagealternativen, die sie einfach durch Beobachtung im Verlauf kennen lernten.

Für den Versuch teilte man die Teilnehmer in verschiedene Gruppen auf. Die eine Gruppe erhielt häufig und die andere Gruppe selten Informationen über die Entwicklung der zwei Fonds. Nach jeder Runde konnten die Studienteilnehmer jeweils neu entscheiden, wie sie ihre Mittel auf die beiden verfügbaren Anlagetöpfe aufteilen wollten. Das Ergebnis: die Teilnehmer der Gruppe, die z.B. täglich die Zwischenstände vorgelegt bekamen, tendierten nach und nach zu einer immer vorsichtigeren Anlagemischung, also weniger Aktien und mehr Renten, während diejenigen, die z.B. nur monatlich oder noch seltener Informationen erhielten, bei der Ursprungsmischung blieben.

Da der Aktienfonds auf lange Sicht die Schwankungen mit höheren Renditen belohnt, fuhren die weniger häufig informierten eine erfolgreichere Strategie, da sie ihren Aktienanteil stabil beibehielten, während die die häufig kontrollierten immer vorsichtiger wurden.

Wie erklärt sich das Verhalten? Menschen mögen keine Verluste/Schwankungen. Der Schmerz den diese auslösen ist größer als die Freude über einen Gewinn. Nach einer Faustformel liefern 200€ Gewinn genug Nutzen, um den Schmerz von 100€ zu kompensieren.

Schaut man weniger häufig ins Depot, ist der Schmerz einerseits nicht nur seltener zu spüren, andererseits dadurch, dass sich Verluste auch ausgleichen, bekommt man viele Schwankungen nicht mit. Der Fachausdruck für die Verhaltensänderung wegen häufigem ins Depot schauen lautet „myopic loss aversion“, frei übersetzt: Verlustvermeidung durch kurzsichtiges Kontrollverhalten.

Fazit: Kopf hoch und sich auf die wichtigen Dinge konzentrieren

Was können Anleger daraus lernen? Wer selten in sein Depot schaut und aktuelle Börsennachrichten ignoriert schläft ruhiger und es fällt ihr oder ihm leichter, die Strategie durchzuhalten. Das ist das eigentliche Geheimnis für nachhaltigen Börsenerfolg. Deshalb biete ich meinen Mandanten die beste App für ihr Vermögen an, die es gibt: keine!

Ein quartalsweiser Blick auf den Vermögensstand und ein jährlicher Check, um die Geldanlage an sein Leben anzupassen, sind natürlich für jeden Anleger mehr als sinnvoll.

 

 

 

Quelle: The Effect of Myopia and Loss Aversion on Risk Taking: An Experimental Test; Richard H. Thaler, Amos Tversky, Daniel Kahneman and Alan Schwartz; The Quarterly Journal of Economics; Vol. 112, No. 2, In Memory of Amos Tversky (1937-1996) (May, 1997), pp. 647-661

Risikohinweis: Die in der Vergangenheit erzielte Wertentwicklung ist keine Garantie für die künftige Wertentwicklung. Die vorliegenden Informationen dienen ausschließlich Lernzwecken und sollten nicht als Anlageberatung oder Aufforderung zum Erwerb oder Verkauf eines Wertpapiers betrachtet werden. Zu den Risiken zählen Verlust des Kapitalwerts und Wertschwankungen. Small-Cap-Wertpapiere unterliegen einer größeren Volatilität als die Papiere anderer Asset-Kategorien. Investitionen in internationalen Märkten und Schwellenmärkten beinhalten spezielle Risiken wie Währungsschwankungen und politische Instabilität. Investitionen in Schwellenmärkten können diese Risiken verstärken. Sektor spezifische Investitionen können diese Risiken ebenfalls verstärken. Festverzinsliche Anlagen unterliegen in Zeiten steigender Zinssätze höheren Kapitalwert-Verlusten. Festverzinsliche Anlagen unterliegen verschiedenen anderen Risiken, etwa Änderung der Bonität, Liquidität, frühzeitige Rückzahlungen und andere Faktoren. Zu den Risiken von Immobilieninvestments zählen wandelnde Immobilienwerte und Grundsteuern, Zinssätze, Cashflow der zugrunde liegenden Immobilien-Assets, Angebot und Nachfrage sowie die Management-Fähigkeit und Kreditwürdigkeit des Emittenten.